Sonntag, 25. August 2013

Kastration der Hündin


Allgemeines

Hündinnen werden im Alter von 6-15 Monaten (kleine Hunde eher früher, grosse Hunde eher später) erstmals läufig. Danach wiederholt sich die Hitze in der Regel zweimal jährlich, d.h. in einem Abstand von durchschnittlich 6 Monaten.



Fragen und Antworten zur Kastration und hormonellen Läufigkeitsverhügung

Für viele Besitzer von Hündinnen stellt sich die Frage nach der Kastration oder hormonellen Behandlung ihrer Hündin, sei dies aus Gründen der erleichterten Haltung, der Vorbeugung gewisser Erkrankungen oder zur Verhinderung unerwünschter Trächtigkeit. Vor einem Entscheid müssen immer verschiedene Aspekte in die Überlegungen einbezogen werden: Ist ein Eingriff überhaupt nötig? In welchem Alter erfolgt der Eingriff? Welche Methode (operativ oder hormonell) soll gewählt werden? Welche Nebenerscheinungen sind zu erwarten?

All diese Fragen können nicht pauschal beantwortet werden, die Situation der Hündin und ihres Umfeldes muss einzeln besprochen werden.


Was geschieht bei der Kastration?
Bei der Kastration werden die Eierstöcke oder die Eierstöcke mit der Gebärmutter operativ entfernt; dies erfolgt durch einen Bauchschnitt unter Vollnarkose. Eine kastrierte Hündin wird nicht mehr läufig. Die „Sterilisation“, d.h. die Unterbindung der Eileiter ist beim Hund nicht zu empfehlen, weil die unerwünschten Auswirkungen der Läufigkeit nach wie vor vorhanden sind, gleichzeitig aber auch nach dieser Operation vermehrt Komplikationen auftreten.
Die Hündin wird normalerweise am frühen Morgen in die Praxis gebracht und auf Wunsch in Anwesenheit des Besitzers narkotisiert; gegen Mittag kann sie wieder in die vertraute Umgebung heimgeholt werden. Die Erholungszeit nach der Operation ist relativ kurz, während 10 Tagen, bis zum Ziehen der Fäden, muss die Bewegung eingeschränkt werden; ein Klinikaufenthalt ist nicht nötig.


Verändert die Kastration die Hündin? Nebenwirkungen?


Gewichtszunahme:
Manche Hündinnen verwerten nach der Kastration das Futter besser und neigen zu einer Gewichtszunahme. Mit einer Reduktion der Futtermenge oder einem kalorienmässig angepassten Futter und ausreichend Bewegung kann der Besitzer das Problem normalerweise im Griff behalten.

Fellveränderungen: Hunderassen mit feinem, langem Haar (Setter, Langhaardackel, Spaniel etc.) werden mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Fellveränderung in Form von dichtem, flaumigem Fell, ähnlich dem Welpenhaar, zeigen. Neufundländer und Berner Sennenhunde neigen nach der Kastration extrem zur Bildung von Unterwolle. Diese ästhetischen Aspekte müssen in die Überlegungen miteinbezogen werden.

Harnträufeln: Monate bis Jahre (in seltenen Fällen auch rascher) nach der Kastration kann ein Harnträufeln (=Inkontinenz) auftreten, das sich in Form von unterschiedlich grossen eingenässten Stellen am Schlafplatz zeigt. Die Ursache ist in einer Verschlussunfähigkeit der Harnröhre nach der Operation zu suchen. Verschiedene Faktoren beeinflussen das Auftreten: Grösse des Hundes (Hunde über 20kg: 31%, kleine Hunde: 9.3%), Früh- oder Spätkastration (Kastration vor der 1. Läufigkeit (=Frühkastration): 9.7%, nach der 1. Läufigkeit: 20%), Rasse (Boxer, Rottweiler, Dobermann, Riesenschnauzer, Bobtail: grosses Risiko). Keinen Einfluss auf die Inkontinenz haben: Art der Operation (Entfernung der Eierstöcke oder Eierstöcke und Gebärmutter) und der Zeitpunkt der Kastration bei ausgewachsenen Hündinnen. Eine Frühkastration reduziert das Risiko des Auftretens um ca. 50% (aus diesem Grund bei den grossen, gefährdeten Rassen empfohlen). Das Ausmass des Harnträufelns ist bei den frühkastrierten Hündinnen jedoch deutlich stärker als bei spätkastrierten (meist nur im Liegen oder im Schlaf). Früh- und spätkastrierte Hündinnen sprechen gleich gut auf die Therapie an.

Auftreten von Brustkrebs (Mammatumoren): Der Zeitpunkt der Kastration hat einen eindeutigen Effekt auf die Häufigkeit von Brustkrebs: Nach der 2. Läufigkeit kastriert: 26%, vor der 2. Läufigkeit: 8%, vor der 1. Läufigkeit: 0.05%.

Psychische Veränderungen: Aggressive Tendenzen gegenüber andern Hunden oder Menschen treten häufig nach der Pubertät auf, sie können durch die Kastration verstärkt werden oder treten häufig erst nach der Kastration auf. Frühkastrierte Hündinnen sind teilweise verspielter und aktiver.

Scheinträchtigkeit: Beim Vorliegen von wiederholter Scheinträchtigkeit wird die Kastration empfohlen, da diese die einzige sichere Behandlung darstellt. Ob häufige Scheinträchtigkeiten ein erhöhtes Brustkrebsrisiko darstellen, wird unterschiedlich beurteilt.

Hündinnen mit Junghundvaginitis (eitriger Scheidenausfluss als Junghund) sollen nicht frühkastriert werden, da sie als Folge häufig eine lebenslange Östrogentherapie benötigen. Die Junghundvaginitis heilt in der Regel unter dem Einfluss von Östrogenen während der 1. Läufigkeit ab.

Frühkastration oder Spätkastration?
Unter Frühkastration versteht man die Kastration vor Erreichen der Geschlechtsreife, d.h. vor der 1. Läufigkeit mit 5-6 Monaten, unter Spätkastration den Eingriff nach der 1. Läufigkeit. Die früher angesetzte Operation hat eindeutige Vor-, aber auch Nachteile, die oben angeführt sind. In den letzten Jahren wurden verschiedene Untersuchungen publiziert, die heute eine seriöse, sachliche Beurteilung ermöglichen. Wichtig für den Hundebesitzer ist, sich rechtzeitig mit der Problematik auseinander zu setzen und den Rat des Tierarztes einzuholen. Prinzipiell kann aber mit gutem Gewissen der einen oder andern Variante der Vorzug gegeben werden.

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