Dienstag, 11. Juni 2013

So fördern Haustiere die Gesundheit

Von Gerlinde Gukelberger-Felix

Langstreckengeher statt Stubenhocker: Haustiere tun den Menschen in vielfältiger Weise gut. Viele Studien belegen die positiven Effekte der vierbeinigen Freunde für die Gesundheit. Auch die American Heart Association ist jetzt auf den Hund gekommen.

Es gibt Tage, da gibt es kaum etwas Schöneres, als gemeinsam mit dem Hund durch Wald und Wiesen zu gehen. Aber da sind auch Tage, an denen es regnet, kalt ist und der Schreibtisch überquillt. Tage, an denen man dann nur zu gerne zu Hause bleiben würde - wäre da nicht das braune Hundeaugenpaar, das erwartungsvoll schaut und bettelt: "Ich will raus, mir ist langweilig."

Was manchmal als lästig empfunden wird, ist laut Studien für uns Zweibeiner ein wahrer Glücksfall. Nicht nur, dass das Immunsystem gestärkt wird. Haustiere und insbesondere Hunde können tatsächlich helfen, Risikofaktoren wie Übergewicht, Blutdruck, Cholesterinwerte und Stressreaktionen zu verringern und so auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.
Letzteres hatte ein internationales Medizinerteam der American Heart Association (AHA) um Glenn Levine vom Michael E. DeBakey VA Medical Center in Houston im medizinischen Fachjournal "Circulation" vor kurzem veröffentlicht. Das Team analysierte eine Reihe früherer Studien, in denen die Effekte auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit bei Besitzern von Haustieren untersucht wurden. Dabei werteten sie aus, welche Faktoren der Haustierhaltung den größten Einfluss auf die Gesundheit haben.

Tägliche Spaziergänge sind besonders hilfreich

Das Fazit der Forscher in ihrer wissenschaftlichen Stellungnahme: Insbesondere die erhöhte körperliche Aktivität durch die täglichen Spaziergänge ist für die Gesundheit relevant. Risikofaktor Nummer eins vieler Krankheiten ist nun mal Bewegungsmangel. Aber auch die emotionale Bindung an das Tier und die soziale Unterstützung, die es Herrchen oder Frauchen gewährt, spielen demnach eine Rolle.

Hunde, so das Ergebnis der "Detroit Childhood Allergy Study", die vor zwei Jahren veröffentlicht wurde, können zudem das Allergierisiko von Kindern verringern. Eltern müssen sich deshalb nicht scheuen, Kindern schon im ersten Lebensjahr den Kontakt zu Tieren zu ermöglichen. Gerade das erste Lebensjahr ist für das Immunsystem sehr wichtig. Tauchen bei Kindern doch Allergien oder Asthma auf, dann höchstens genauso häufig wie in tierlosen Haushalten, schreiben die Ärztin und Biostatistikerin Ganesa Wegienka und ihre Kollegen vom Detroiter Henry Ford Hospital.

Kinder, die im ersten Lebensjahr mit einer Katze zusammenlebten, bekamen später nur halb so oft eine Katzenhaarallergie wie ihre Altersgenossen ohne Katze. Bei Hunden profitierten überraschenderweise nur Jungen vom Kontakt zu einem Vierbeiner. Bei Mädchen machte es schlichtweg keinen Unterschied, ob ein Hund zur Familie gehört oder nicht. Auch andere Studien zuvor waren bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass Kinder, die mit Haustieren aufwachsen, ein stabileres Immunsystem haben.

Eine aktuell in "PLoS One" veröffentlichte Studie liefert eine mögliche Erklärung dafür. Sie zeigt, dass die Anwesenheit eines Hundes das Spektrum an Bakterien im Haushalt ganz charakteristisch beeinflusst. Bakterien, die für gewöhnlich im Boden gefunden werden, sind in Hunde-Haushalten sehr viel häufiger anzutreffen als in Haushalten ohne Hund. Auch die Bakterienvielfalt und -typen werden durch die Anwesenheit von Hunden beeinflusst - sogar auf Fernsehbildschirmen. Dies könnte, so das Fazit, auch den Zusammenhang zwischen einem Hund im Haus und einem verringerten Allergierisiko erklären.

Resistenter gegen Stress

Haustiere spielen aber nicht nur bei der physischen Gesundheit eine Rolle - sie beeinflussen auch die psychische Gesundheit und machen die Menschen resistenter gegen Stress. Bereits die Anwesenheit und das Streicheln der Tiere tun uns Menschen gut. Das konnten bereits US-Forscher der State University of New York in Buffalo vor einigen Jahren in einer kontrollierten Studie nachweisen, bei der sie 48 alleinstehende Broker an der New Yorker Börse untersuchten. Das Ergebnis: Ein Haustier vermindert den Blutdruckanstieg in Stresssituationen. Menschen mit einem Haustier reagieren gelassener auf Stress, sind entspannter. Britische Stress-Experten rieten deshalb schon damals zum Bürohund.

Tiere sind in belastenden Akutsituationen möglicherweise sogar eine bessere Hilfe als Partner oder Freunde. Das gleiche Forscherteam aus Buffalo testete 240 (Ehe-)Paare mit Hund/Katze oder ohne Haustier auf Pulsfrequenz und Blutdruckwerte bei physischem und psychischem Stress: Die Probanden sollten etwa knifflige Rechenaufgaben unter Zeitdruck lösen oder mussten ihre Hand zwei Minuten lang in Eiswasser tauchen. Zunächst allein, dann im Beisein des Partners, in Anwesenheit des Hundes und wenn Hund und Partner gleichzeitig zugegen waren.
Alleingelassen waren die Versuchskandidaten am meisten gestresst. Das überraschende Ergebnis der Studie: War das eigene Tier statt des Partners anwesend, zeigten die Probanden geringere Stressreaktionen als jene mit Partner, aber ohne Haustier.

Trotz aller positiven Effekte: Haustiere sind Lebewesen, für die der Mensch die Verantwortung trägt und die man nicht nur als "Gesundmacher auf vier Beinen" ansehen sollte. Hunde, Katzen und Co. haben auch eigene Bedürfnisse und brauchen viel Zuwendung und Förderung. Es ist also ein Geben und Nehmen, aber unterm Strich bekommt der Mensch zumeist mehr als er gibt.

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