Donnerstag, 27. Juni 2013

Hundenasen (2. Teil)


Schnuppern und wittern 
Der Hund kennt wie wir verschiedene Methoden des Riechens. Beim erkundenden Schnüffeln 
oder Schnuppern nimmt er in schneller Folge kleine Luftmengen auf und bewegt sie in der 
Nase hin und her. Wenn er nach einem bestimmten Geruch sucht, der aber nur ganz leicht in 
der Luft schwebt und dessen Quelle für ihn besonders wichtig ist, wittert oder windet er. Dabei 
saugt er in tiefem Zug eine große Menge Luft ein. 

Nichts hat mehr Bedeutung für ihn als der spezifische Duft eines Geschlechtspartners. Die 
Natur hat dazu einen Extrafühler entwickelt, das Jacob’sche Organ. Es liegt am Boden der 
Nasenhöhle und hat eine Verbindung über den Gaumen zur Mundhöhle. So kann der 
Geschlechtsduft nicht nur in der Nase, sondern auch im Mund aus der Luft gefiltert werden. 
Um diesen zu schmecken, klappern Hunde scheinbar mit den Zähnen. Dieselbe Aufgabe hat 
das Flehmen der Pferde, Rinder, Schafe und Ziegen. Sie ziehen dabei ganz typisch die 
Oberlippe hoch und saugen hörbar intensiv Luft ein.

Der Sexuallockstoff der Hunde ist in den Markierungen der Rüden konzentriert wie auch in den 
Hinterlassenschaften der Hündinnen. Daher werden die Stammbäume sowohl intensiv 
berochen als auch oft beleckt. Hat ein Hund eine Weile sehr ausgiebig geschnüffelt, werden 
die Geruchswahrnehmungen für ihn immer unschärfer. Sein Riechvermögen wird schwächer,
da die Schleimhaut zu trocken wird. Er braucht dann etwas zu trinken. Beim 
Wasserschlabbern stillt er nicht nur den Durst, sondern befeuchtet gleichzeitig auch seinen 
Riecher, innen wie außen. 

Jagdhelfer 
Die brillante Nase des Hundes haben sich die Menschen seit Urzeiten zunutze gemacht, in 
erster Linie die Jäger. Im Orient verließen sie sich neben der Nase zusätzlich auf die Augen 
ihrer vierbeinigen Begleiter. Hunde sind uns zwar in der absoluten Sehschärfe unterlegen, 
können aber sehr viel besser als wir Bewegungen wahrnehmen. Die meisten heutigen 
Windhunderassen sind Nachfahren dieser Sichtjäger. In der Frühzeit mussten die Jagdhunde 
nur das machen, was schon ihre Vorfahren, die Wölfe, taten: das Wild finden und den Jäger es 
finden lassen, ihn zu ihm leiten. Diese sogenannten Leithunde und ihre Leinenführer waren die 
wichtigsten Mitarbeiter der umfangreichen frühmittelalterlichen Jagdgesellschaften und 
entsprechend respektiert. 

Auf der Fährte 
Mit der Erfindung der Feuerwaffen kamen neue Aufgaben auf die Schnüffelexperten zu. Die 
alten Vorderlader schossen nicht sehr genau, also mussten sie zusätzlich die waidwunde 
Beute suchen. Aus den Leithunden wurden die Schweißhunde – Blut heißt in der 
Jägersprache „Schweiß“. Ihr Erbgut tragen die heutigen Jagdhunde wie Draht-, Kurz- oder 
Langhaar, Münsterländer und Pudelpointer in sich. Recht rein ist es beim Hannoverschen 
Schweißhund und dem Bayrischen Gebirgsschweißhund erhalten. Diese leisten für uns kaum 
Vorstellbares bei den auch heute immer noch notwendigen Nachsuchen. 

Hohe Schule der Suchhunde 
Ihr Nasentalent schöpfen die Hunde voll aus, wenn sie zum Beispiel Vermisste suchen. Bei 
diesem sogenannten „Mantrailing“ müssen sie eine Duftkombination erkennen, die für jedes 
Individuum einzigartig ist. Diese müssen sie von vielen sehr ähnlichen unterscheiden und trotz 
vielfältiger Ablenkung verfolgen. Das erfordert lange Ausbildung, ständige Übung und stetige 
Wiederholung. 

Besonders gut zu riechen sind die flüchtigen Fettsäuren wie unter anderem die Ameisen-, 
Essig-, Butter- oder Propionsäure. Sie sind im Schweiß enthalten, bei jedem Menschen in 
einer persönlichen Mischung. Der Schweiß ist Teil der vielen winzigen Hautschuppen, die wir 
fortwährend abstoßen und mit denen wir unseren Weg berieseln. Je nach Untergrund, 
Umgebungstemperatur, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit ist so eine Spur für den 
Hund mehr oder weniger deutlich lesbar. Von einem legendären Bluthund wird berichtet, dass 
er eine solche über mehr als 200 Kilometer zielsicher verfolgt hat.

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