Schnuppern und wittern
Der Hund kennt wie wir verschiedene Methoden des Riechens. Beim erkundenden Schnüffeln
oder Schnuppern nimmt er in schneller Folge kleine Luftmengen auf und bewegt sie in der
Nase hin und her. Wenn er nach einem bestimmten Geruch sucht, der aber nur ganz leicht in
der Luft schwebt und dessen Quelle für ihn besonders wichtig ist, wittert oder windet er. Dabei
saugt er in tiefem Zug eine große Menge Luft ein.
Nichts hat mehr Bedeutung für ihn als der spezifische Duft eines Geschlechtspartners. Die
Natur hat dazu einen Extrafühler entwickelt, das Jacob’sche Organ. Es liegt am Boden der
Nasenhöhle und hat eine Verbindung über den Gaumen zur Mundhöhle. So kann der
Geschlechtsduft nicht nur in der Nase, sondern auch im Mund aus der Luft gefiltert werden.
Um diesen zu schmecken, klappern Hunde scheinbar mit den Zähnen. Dieselbe Aufgabe hat
das Flehmen der Pferde, Rinder, Schafe und Ziegen. Sie ziehen dabei ganz typisch die
Oberlippe hoch und saugen hörbar intensiv Luft ein.
Der Sexuallockstoff der Hunde ist in den Markierungen der Rüden konzentriert wie auch in den
Hinterlassenschaften der Hündinnen. Daher werden die Stammbäume sowohl intensiv
berochen als auch oft beleckt. Hat ein Hund eine Weile sehr ausgiebig geschnüffelt, werden
die Geruchswahrnehmungen für ihn immer unschärfer. Sein Riechvermögen wird schwächer,
da die Schleimhaut zu trocken wird. Er braucht dann etwas zu trinken. Beim
Wasserschlabbern stillt er nicht nur den Durst, sondern befeuchtet gleichzeitig auch seinen
Riecher, innen wie außen.
Jagdhelfer
Die brillante Nase des Hundes haben sich die Menschen seit Urzeiten zunutze gemacht, in
erster Linie die Jäger. Im Orient verließen sie sich neben der Nase zusätzlich auf die Augen
ihrer vierbeinigen Begleiter. Hunde sind uns zwar in der absoluten Sehschärfe unterlegen,
können aber sehr viel besser als wir Bewegungen wahrnehmen. Die meisten heutigen
Windhunderassen sind Nachfahren dieser Sichtjäger. In der Frühzeit mussten die Jagdhunde
nur das machen, was schon ihre Vorfahren, die Wölfe, taten: das Wild finden und den Jäger es
finden lassen, ihn zu ihm leiten. Diese sogenannten Leithunde und ihre Leinenführer waren die
wichtigsten Mitarbeiter der umfangreichen frühmittelalterlichen Jagdgesellschaften und
entsprechend respektiert.
Auf der Fährte
Mit der Erfindung der Feuerwaffen kamen neue Aufgaben auf die Schnüffelexperten zu. Die
alten Vorderlader schossen nicht sehr genau, also mussten sie zusätzlich die waidwunde
Beute suchen. Aus den Leithunden wurden die Schweißhunde – Blut heißt in der
Jägersprache „Schweiß“. Ihr Erbgut tragen die heutigen Jagdhunde wie Draht-, Kurz- oder
Langhaar, Münsterländer und Pudelpointer in sich. Recht rein ist es beim Hannoverschen
Schweißhund und dem Bayrischen Gebirgsschweißhund erhalten. Diese leisten für uns kaum
Vorstellbares bei den auch heute immer noch notwendigen Nachsuchen.
Hohe Schule der Suchhunde
Ihr Nasentalent schöpfen die Hunde voll aus, wenn sie zum Beispiel Vermisste suchen. Bei
diesem sogenannten „Mantrailing“ müssen sie eine Duftkombination erkennen, die für jedes
Individuum einzigartig ist. Diese müssen sie von vielen sehr ähnlichen unterscheiden und trotz
vielfältiger Ablenkung verfolgen. Das erfordert lange Ausbildung, ständige Übung und stetige
Wiederholung.
Besonders gut zu riechen sind die flüchtigen Fettsäuren wie unter anderem die Ameisen-,
Essig-, Butter- oder Propionsäure. Sie sind im Schweiß enthalten, bei jedem Menschen in
einer persönlichen Mischung. Der Schweiß ist Teil der vielen winzigen Hautschuppen, die wir
fortwährend abstoßen und mit denen wir unseren Weg berieseln. Je nach Untergrund,
Umgebungstemperatur, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit ist so eine Spur für den
Hund mehr oder weniger deutlich lesbar. Von einem legendären Bluthund wird berichtet, dass
er eine solche über mehr als 200 Kilometer zielsicher verfolgt hat.
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